Über uns

Was kann man hier erfahren?

Erlöserkirche

Gnadenkirche

Hier gibt es Informationen zu unseren Kirchen, den Gemeindezentren, dem Presbyterium und dem Gemeindebüro. Außerdem können Sie hier die Ansprechpartner unserer Gemeinde kennenlernen. 

Welche Termine stehen an? Finden Sie es heraus.

Sie möchten etwas spenden oder die sonntägliche Kollekte online überweisen? Dann finden Sie alle Daten hier.

Unser Archiv hält u.a. die Geschichte unseren Kirchen bereit

Interview mit dem Superintendenten Henning Waskönig

Lesen Sie das Interview mit Henning Waskönig.

"Rahmen für kirchliches Handeln"​​​​​​​

Andacht zur Jahreslosung 2024 - Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe (1. Kor. 16,14)

Die Jahreslosung ist die knappste Zusammenfassung der christlichen Ethik, die sich vorstellen lässt. Sie versteht sich nicht als Verhaltensregel für einen konkreten Einzelfall, sondern als eine Aufforderung für alle denkbaren Situationen und für die gesamte Bandbreite unserer sozialen Beziehungen. In allen Dingen soll die Liebe zum Zuge kommen. Übrigens nicht nur in dem, was wir tun, wie der vorliegende Wortlaut der Losung nahelegt, sondern auch in dem, was wir lassen. Hier ist der griechische Urtext weniger eng gefasst: Liebe soll sich ereignen, soll Wirklichkeit werden in allem, was geschieht. Alles Tun und alles Lassen sollen im Modus der Liebe geschehen. Es geht also in erster Linie um das „Wie“ unseres Verhaltens, das genaue „Was“ folgt dann daraus und kann je nach der Situation sehr unterschiedlich ausfallen. So mag ein Lehrer einem Schüler mit schonender Nachsicht begegnen, einem anderen mit strengem Tadel und doch beide Male aus liebevoller Absicht handeln, die ihm anvertrauten Jugendlichen voranzubringen und zu fördern. Nicht Strenge, sondern Desinteresse ist das Gegenteil von Liebe.

 

Beim ersten Hören werden vermutlich viele die Losung als eine Aufforderung missverstehen, nur ja stets nett und lieb zu jedermann zu sein. „Liebe“ meint aber im vorliegenden Zusammenhang keine Stimmung und auch kein Gefühl, sondern Wertschätzung, die sich in Verhaltensweisen der Zuwendung und Anerkennung äußert. Leider ist die deutsche Sprache beim Wörtchen „Liebe“ ungenau und verbindet sehr verschiedene Dinge damit. Die griechische Sprache, die unserem Neuen Testament zugrunde liegt, ist viel genauer und kennt eigene Begriffe für die Liebe zwischen Eltern und Kindern („Storgé“), für die verlässliche Freundschaft („Philía“), für die erotische Liebe zwischen den Geschlechtern („Éros“). Die Liebe, um die es in der Losung geht, ist eine zuvorkommende Liebe, die nicht auf eigene Vorteile aus ist, sondern den anderen um seiner selbst willen achtet. Um deutlicher zu machen, worum es geht, könnte man von „Nächstenliebe“ oder von „selbstloser Liebe“ sprechen. Natürlich bedarf es ihrer auch in Ehe und Familie, damit diese Bestand haben und sich nicht auflösen. Doch sie ist überall von Belang, wo es gilt, für den Mitmenschen aufmerksam zu sein. Die griechische Sprache nennt diese Liebe mit ganzem Herzen „Agápe“. Ihre reinste Form findet sich in Gott selbst, der Ursprung und Ziel solcher Liebe ist. Aus Liebe zu uns setzt er sich für uns Menschen ein und schenkt Vergebung und ewiges Leben. Indem wir selbst Empfangende der Liebe Gottes sind, haben wir an ihr teil. Wir können sie weitergeben und werden sie nicht für uns selbst behalten wollen. Denn sie sorgt dafür, dass wir ein erfülltes Leben führen. Wie wir diese Himmelsgabe freilich konkret in das Zusammenleben einbringen, wird immer eine sehr spannende Angelegenheit sein. Wichtigster Anhaltspunkt ist hier Jesus Christus, weil er der göttlichen Liebe durch seine Menschwerdung Hand und Fuß, Augen und Ohren verliehen hat. Zu seinem Leben in Liebe gehören Hände, die Kinder sanft segnen, aber auch kraftvoll zupacken, wenn es gilt, Strauchelnde aufzurichten. Zu seinem Leben in Liebe gehört es, Kranke nach Kräften zu heilen, aber auch Irregeleitete wieder auf die richtige Spur zu setzen. Leben in Liebe bedeutet nicht, permanent nett zu sein und alles zu billigen oder zu bestätigen. Gerade aus Achtung vor dem anderen kann es geboten sein, auch „Nein“ zu sagen und Zustimmung zu verweigern.

 

Hier werden wir Weiteres von Paulus lernen können, von dem ursprünglich unsere Jahreslosung sogar stammt. Für ihn bringt dieser eine kurze Satz auf den Punkt, worum es ihm im ganzen Brief an die Korinther geht: In der Gemeinde gibt es heftige Debatten und Richtungskämpfe. Gestritten wird zwischen Reichen und Armen, Freigeistern und Konservativen. Man zankt um moralische Fragen, Vermögensfragen, Fragen der Gottesdienstgestaltung und auch um die religiöse Enderwartung. Solange rücksichtlos gestänkert wird und jede Seite nur ihre Ansichten durchsetzen will, steht die Gemeinde vor dem Zerreißen. Nur im Modus der Liebe können Engherzigkeit und Egoismus überwunden werden, denn Liebe erkennt auch im Andersdenkenden den Mitmenschen, dem Gottes Zuneigung nicht weniger gilt als mir selbst. Paulus selbst gibt das beste Beispiel dafür, dass die Jahreslosung nicht den Streit und die Diskussion unterbinden will, sondern vielmehr danach fragt, wie man denn „in Liebe“ miteinander streiten und diskutieren kann. Hier zu einer solchen Aussprache zu kommen, die die Dinge beim Namen nennt, ohne aber den Gesprächspartner zu verletzen oder zu beschädigen, bleibt eine Aufgabe auch für die Zukunft der Kirche. Darum lasst uns Gott darum bitten, dass er die Gabe der Liebe immer wieder neu in unser Herz lege.

Pfarrer Dr. Christoph Weiling